The Championchip, Samorin 2019 – Triathlon der Extreme!

Nach erfolgreicher Qualifikation im letzten Jahr bei der Challenge Heilbronn war die früh im Jahr gelegene WM mein Saisonhöhepunkt. Neun Monate Training inklusive eines Trainingslagers auf Lanzarote war mir den Aufwand wert, um noch mal bei einer WM in guter Form an den Start gehen zu können. Der Austragungsort, ein state-of-the-art Sporthotel Resort inklusive Pferderennbahn in Šamorín bei Bratislava hat meine Erwartungen an eine Weltmeisterschaft mit Teilnehmern aus über 60 Ländern übertroffen. Die Wettkämpfe der Challenge Rennserie sind für ihre gute Organisation bekannt bei den Triathleten, bei der WM hatte der Veranstalter noch eins draufgelegt.

Weniger großartig waren die Bedingungen für das normalerweise 1,9km lange Schwimmen, das in der Donau stattfinden sollte. Hochwasser, extrem starke Strömung mit Treibholz sowie niedrige Wassertemperaturen ließen bis zum Renntag offen, ob die erste Disziplin überhaupt und wenn ja in welchem Umfang stattfinden konnte. Durch Schließung von Schleusen, kurzfristigen Aufbau von Wehren und das Einsehen des Wettergotts konnte der Veranstalter nur eine Stunde vor Wettkampfbeginn die Strecke vollumfänglich freigeben. Dennoch waren die Bedingungen für die Auftaktdisziplin einfach extrem. Einige schwächere Schwimmerinnen der vor mir gestarteten Altersklassen sind wegen der immer noch kräftigen Strömung kaum von der Stelle gekommen. Andere hatten derart mit der Wasserkälte zu kämpfen, dass sie nach wenigen Minuten das Rennen aufgeben mussten. Mein erster Gedanke nach dem auch meine Startgruppe ins Wasser gerufen wurde, war: “So fühlt sich also Schockfrosten an!“ Die gefühlte Temperatur im Gesicht und an Händen und Füßen war weit aus niedriger als die offiziell gemessenen 14,4 Grad, der Neoprenanzug konnte das Auskühlen des Körpers auch nicht wirklich verhindern. Die erste Hälfte der Strecke gegen die Strömung erwies sich als zäh und erforderte hohen Krafteinsatz aber wenigstens hielt sich dadurch die Körpertemperatur auf erträglichem Niveau. Die zweite Hälfte mit der Strömung ging dann wie im Fahrstuhl. Es kostete allerdings dann noch mal etwas Mühe, den Ausstieg nicht zu verpassen.

Beim ca. 400m langen Laufweg in die Wechselzone freute ich mich über die 10. Position in meiner Altersklasse und die guten Laufbeine. Und über die wärmende Sonne (die ich später noch verflucht habe). Die 90km Radstrecke empfand ich ebenfalls als ein Extrem – aber in anderem Sinn. Der Kurs verlief auf gut asphaltierten Straßen schnurstracks an der Donau entlang. Eine echte Drückerstrecke wie für mich gemacht – einfach Kopf runter und treten was geht. Lediglich die wenigen Schlaglöcher erforderten Aufmerksamkeit auf diesem denkbar untechnischen Kurs. Dementsprechend gut kam ich voran. Mit einem Schnitt von 40km/h konnte ich mich mit der drittschnellsten Radzeit von 2h15 auf den 4. Platz meiner AK vorarbeiten. Als besonders positiv muss ich hervorheben, dass der Veranstalter sein vollmundiges Versprechen absolut eingehalten hat, ein besonders faires Rennen, d. h. strikte Einhaltung des Windschattenfahrverbots mit mindesten 20m Abstand zum Vordermann, zu ermöglichen. Das war Triathlon wie er sein soll – mit echtem Einzelzeitfahren.

Angekommen in der zweiten Wechselzone war meine Freude riesig als ich die Info von Claudia bekam, dass Rang 2 und 3 in Schlagdistanz von unter einer Minute lagen. Meine Trainingsresultate im Laufen in den letzten Wochen waren so gut wie seit Jahren nicht mehr, das Podium lag jetzt tatsächlich in Reichweite, wenn ich nur halbwegs meine Fähigkeiten abrufen könnte. Aber schon nach wenigen hundert Metern fühlte ich mich wie erschlagen, ich hatte keine Energie mehr, jeder Schritt wurde mehr und mehr zur Qual. Das Blatt hatte sich innerhalb von Sekunden gewendet, ich konnte nur noch meine wenige Restenergie so gut es ging verwalten ohne jede Möglichkeit, taktisch zu agieren. Meine Konkurrenten hatte ich immer im Blick aber es war einfach nicht machbar aufzuschließen. Der ungewöhnlich abwechslungsreiche Kurs über Rasen und Sand der Pferderennbahn sowie Asphaltpassagen kam mir unerträglich schwer vor. Meine Wahl, einen sehr weichen Schuh zu tragen war hier auch die Falsche. Meine Gedanken kreisten um die Gründe für meine unerklärliche Schwäche. War es die auf mittlerweile 30 Grad gestiegene Temperatur? Die Nahrungsaufnahme auf dem Rad, die nicht so gut geklappt hat? Oder schlicht zu viel Körner beim Radfahren verschossen? Auf der allerletzten Rille habe ich mich ins Ziel gekämpft und konnte noch froh sein, dass ich nur noch einen Platz verloren hab.

Völlig im Eimer, dehydriert und mit Muskelkrämpfen musste ich mich erst einmal im Athlete’s Garden mit Getränken versorgen, Gottseidank ging es mir aber schnell besser. Es mag undankbar klingen aber bei mir überwiegt doch die Enttäuschung über den 5. Platz bei der Challenge WM in der Altersklasse 50-54 in einer Zeit von 4 Stunden und 31 Minuten. Ich war einfach zu dicht dran einen tollen Erfolg feiern zu können, gerade bei den nicht einfachen Bedingungen und angesichts der langen Vorbereitung. Es hätte nicht einmal ein besonders guter Lauf am Ende sein müssen, eine Standardleistung hätte gereicht. Aber so ist der Sport und auf langen Distanzen kann eben auch viel passieren. So bin ich nicht mit einer Medaille aber mit vielen tollen Eindrücken und wertvollen Erfahrungen im Gepäck aus dem Triathlon Mekka abgereist.

Text/Bilder: Manuel Kollorz